Iversheim
Kalk für die Römische Armee
Kurzfassung
Die römische Kalkbrennerei von Iversheim ist die am vollständigsten erhaltene ihrer Art im Römischen Reich. Sie versorgte die Armee am Niedergermanischen Limes mit bis zu 200 t Branntkalk monatlich und wurde von Soldaten der legio XXX Ulpia victrix aus Xanten betrieben.
Produktion und Nutzung
In der Kalkbrennerei von Iversheim wurde Kalkstein aus der Umgebung erhitzt, um daraus Branntkalk herzustellen – ein unverzichtbarer Baustoff für den römischen Mauerbau. Der Kalkmörtel, hergestellt durch vorsichtiges Anrühren des Branntkalks mit Wasser, härtete nach dem Trocknen zu einem robusten Baustoff aus. Der Branntkalk wurde mit Ochsenkarren transportiert, da die Erft im römischen Zeitalter sumpfig war und nur weiter flussabwärts für Boote nutzbar war. Der Transport war heikel, denn Branntkalk reagiert bei Kontakt mit Wasser heftig und erhitzt sich stark.
Bedeutung und Nutzung durch die Legion
Die Anlage diente der römischen Armee vom 1. bis ins späte 3. Jahrhundert n. Chr. und wurde von der legio XXX Ulpia victrix aus Xanten betrieben, wie mehrere Inschriften belegen. Mit bis zu sechs Öfen in einer großen Werkhalle konnte die Kalkbrennerei monatlich große Mengen Branntkalk produzieren, die für wichtige Baumaßnahmen an der Limesgrenze verwendet wurden.
Erhaltung und Besichtigung
Die Mauerreste der Kalköfen sind mehrere Meter hoch erhalten. Drei Öfen sind in einem Schutzbau konserviert und können besichtigt werden. Ein weiterer wurde rekonstruiert und diente für einen experimentellen Nachbrennversuch, der heute ebenfalls öffentlich zugänglich ist. Die Werkhalle und angrenzende Räume, die als Lager- und Wohnbereiche dienten, zeigen sogar polychrome Wandmalereien.
Bestandteile der Anlage
Die etwa 30 m × 6 m große Werkhalle enthielt ursprünglich sechs Kalköfen, von denen meist vier bis fünf gleichzeitig in Betrieb waren. Vorgelagert befanden sich Räume für Lagerung und Essenszubereitung. Die Anlage wurde über etwa 200 Jahre genutzt und mehrfach umgebaut. Standortvorteile waren die Kalksteinvorkommen, Feuerholzversorgung und Wasserzugang.